Am Donnerstag, dem 20. Mai, schwenkte eine Kaltfront über Göttingen
hinweg. Sie blieb zunächst bis auf ausgedehnte Wolkenfelder ohne weitere
Wetterwirksamkeit. Die am Freitag einströmende Meereskaltluft polaren Ursprungs
hob in der Folge die bodennahe Warmluft über Süddeutschland und bildete ein
umfangreiches Niederschlagsgebiet, an dessen Nordrand Göttingen immerhin gut 4
mm Regen abbekam. Die Menge reichte jedoch nicht, um den in 40 cm Tiefe
liegenden Bodenfeuchtesensor zu erreichen.
Nachtfrost:
Am Wochenende herrschte dann klassisches Rückseitenwetter. In der hochreichenden Kaltluft bildeten sich
über Deutschland zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter. Dabei war vor allem
am Sonntag die Luft extrem trocken und der Taupunkt sank bis auf -4°C, den
niedrigsten Wert seit Ende März. Deshalb blieben die meisten Schauer wenig
ergiebig, weil der größte Teil des Niederschlags bereits in der Luft wieder
verdunstete und den Boden erst gar nicht erreichet. Obwohl in den
Zwischenräumen die Sonne ausgiebig schien, blieb die Erwärmung mit Werten um
die 13°C auf dem nahezu niedrigst möglichen Tagesniveau für das letzte
Maiviertel. Auf dem Brocken sanken die Temperaturen auf unter 0°C ab und es
bildete sich eine geschlossenen Schneedecke. Nachts kühlte es auch den
Niederungen stark ab und nur der Wind verhinderte Frost. In
geschützten Mulden gab es dann auch verbreitet Reifbildung. Die Station des DWD
in Göttingen meldete am Samstag Morgen -0,2°C. An der WSG blieb es mit 2,5°C
frostfrei, was vor allem daran liegen könnte, dass die Station leicht erhoben
außerhalb der Talsohle der Leine liegt und das Thermometer an einem gut
ventiliertem Ort untergebracht ist, wo der Wind in der Nacht eine stärkere
Schichtung der Luft verhinderte. Am Montag Morgen sank die Temperatur erneut
stark ab und erreichte mit 0,4°C den niedrigsten Stand. Die DWD-Station in
Göttingen meldete -0,6°C. Die Tagesmitteltemperatur lag während der letzten
drei Tage nur zwischen 7,4 und 8,7°C und damit niedriger als an rund einem
Viertel aller Februartage des gleichen Jahres!
Eisheiligen:
Die ausgesprochen kühle Periode haben wir einer Hochdruckzelle über den Britischen Inseln und einem Tief über Osteuropa zu verdanken. Dazwischen strömte mit hoher Geschwindigkeit sehr kalte Luft arktischen Ursprungs auf direktem Weg zu uns. Die gesamte Lage ist nicht untypisch, wenn auch sehr intensiv ausgeprägt, für diesen Zeitraum und entspricht der Konstellation, die bei uns oft die letzten Nachtfröste bringt. Die berühmten "Eisheiligen" stehen als Singularität eigentlich zu früh im Kalender. Dazu schrieb die FU Berlin in ihrer Ausgabe der "Berliner Wetterkarte" am Samstag: "Wie H. FLOHN in seinem Buch "Witterung und Klima in Mitteleuropa" ausführt, hatte es in den 100 Jahren zwischen 1846 und 1944 zwei kleinere Häufigkeitsmaxima auftretender Kaltluftausbrüche im Mai gegeben, und zwar einmal um den 8. und 9. Mai und um den 20. und 21. Mai. Die regulären Eisheiligen (11. bis 15. Mai) traten bei dieser Untersuchung hingegen nicht in Erscheinung."
In Göttingen gab es in den Jahren 2002-2004 zwischen dem 20. und 25. immer kühles Wetter mit Tageswerten unter 15°C. Lediglich 2001 war es um diese Zeit warm, während es damals zwischen dem 5. und 8. eine ausgesprochen kalte, nasse und sonnenscheinlose Zeit gab.