schriftzug

26. Juli 2006: Fussball-Sommermärchen

Lage:

Seit Monatsbeginn regeneriert sich die größräumige Strömungskonstellation zwischen dem mittleren Atlantik und dem Ural mit dem Muster "Tief - Hoch - Tief"; das mitteleuropäische Hoch wird von zwei Tiefs über dem Ostlantik und
Omega-Wetterlage über Mitteleuropa Juli 2006
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
Osteuropa gestützt. Unter dem Langwellentrog über dem Atlantik muss keiner leiden, der europäische Teil Russlands erlebt im Gegensatz zu uns einen schlechten Sommer mit unbeständigem und kühlem Wetter.
Bei uns hingegen genießen die Menschen die Weltmeisterschaft in Stadien und beim public viewing.

Rückblick bis 1709:

In Mitteleuropa geht ein Monat zu Ende, der bereits kurz vor Ablauf einen vorderen Platz bei den Spitzenreitern der letzten knapp 300 Jahre einnimmt. Der Titel "wärmster Monat seit mindestens 150 Jahren" ist ihm wohl nicht mehr zu nehmen!
In Göttingen liegt die Mitteltemperatur der ersten 26 Julitage bei 21,8°C und damit 4,7 K über dem Referenzwert. Ein Blick in die Klimastatistik vom nahegelegenen Hannover weist den Juli 1917 mit 20,9°C als den wärmsten Monat seit 1856 aus. Selbst der August 2003 liegt mit einer Mitteltemperatur von 20,3°C deutlich unter dem Niveau der letzten drei Wochen.
In einer noch weiter zurückreichenden Klimareihe des niederländischen de Bilts zeigt den Juni 1852 mit einer noch höheren Temperatur (22,3°C). Er ist der wärmste Monat seit 1709.

Vergleich mit 2003:

Im August 2003 war die die Großwetterlage ähnlich. Ebenfalls bildete sich über Mitteleuropa eine omegaförmige Höhenströmung aus.
Omega-Wetterlage über Mitteleuropa August 2003
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
Damals stiegen die Temperaturen allerdings noch höher und erreichten das bisherige absolute Maximum von 36,9°C. Dabei wiesen alle drei Sommermonate einen erheblichen Wärmeüberschuss auf, so dass das gesamte Quartal den Titel "Jahrhundertsommer" (s. Sonderseite Sommer der Extreme) holte. Größter Unterschied war jedoch die damalige Trockenheit: Von Februar bis August gab es nur erheblich zu trockene Monate, lediglich der Juli erreichte Normalniveau. Dadurch war die Austrocknung des Bodens und der Vegetation im August extrem vorangeschritten. In den Wäldern und an Straßenrändern flackerten durch weggeworfene Zigarettenkippen immer wieder Brände auf (s. Sonderseite Extreme Dürre).
In diesem Jahr steht der Juli am Ende einer sechsmonatigen Reihe erheblich zu nasser Monate. Auch der laufende Monat hat das Soll des langjährigen Mittels bereits erreicht.

Anmerkung

Bei so viel Statistik bleibt anzumerken, dass Rekorde oft auch einem gewissen Zufall unterliegen. Im aktuellen Fall spielt eine große Rolle, dass sich vier Wochen Sonne und Hitze fast exakt mit dem künstlichen Raster eines Monats decken. Die gleiche Witterung um zwei Wochen verschoben hätte bereits wesentlich unspektakulärere Spuren hinterlassen.