Zum zweiten mal innerhalb weniger Tage lag eine
Luftmassengrenze quer über Deutschland und somit auch über Göttingen.
Zwischen einem schwachen Hoch über Südskandinavien und einem Tief über
Nordosteuropa floss ein Schwall polarer Kaltluft nach Mitteleuropa, während ein
Tief über den Benelux Warmluft über die Alpen zu
uns transportierte. Durch intensive Hebungsprozesse an einer teilweise wellenden
Frontalzone bildete sich ein etwa 300 km breites Niederschlagsfeld. Obwohl die
Regenraten auch in Spitzen relativ gering blieben (Maximum 5,1 mm/h),
hinterließ das äußerst langsam ziehende Regengebiet über dem Göttingen und
Northeimer Raum von Sonntag 17 Uhr bis Montag 23 Uhr innerhalb von 36 Stunden 35
Liter Regen je Quadratmeter (59 % des Monatssolls). Bei schwachen Luftbewegungen
pendelte die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 95 und 100 %.
Luftmassengrenze
Dabei sank die Temperatur langsam aber kontinuierlich von Sonntag Morgen 7,2°C, über
den mitternächtlichen Tageshöchstwert vom Montag (4,4°C um 0:00 Uhr) und
erreichte am gleichen Tag gegen 23 Uhr die 0°C-Schwelle. Bereits um 20 Uhr ging
der Regen bei +0,9°C (in 170 M.ü.N.N.) in Schneeregen und Schnee über. Auf
der NOAA-Bodendruckanalyse vom 30.12. 18 Uhr ist dieser Moment an der über
Göttingen liegenden Kaltfrontokklusion zu erkennen.
Ausuferungen
Am Montag gegen Mittag traten dann die Leine und die meisten ihrer Nebenflüsse
über die Ufer, da der wassergesättigte Boden keinerlei Flüssigkeit mehr
aufnehmen konnte. Am Abend mussten dann zahlreiche Straßen gesperrt werden.
Während die örtlichen Wehren damit begannen, Keller leer zu pumpen,
überfroren die regennassen Straßen, verschwanden schließlich unter einer
geschlossenen Schneedecke und führten zu einer chaotischen Gesamtsituation im
Raum Göttingen.
Winterliche Hochwasser sind nicht ungewöhnlich. Während im "Normalfall" jedoch ein Warmlufteinbruch
mit Schmelzwasser und Regen auf teilweise oder ganz gefrorenem Boden das
Hochwasser auslöst, war es zum Jahresende 2002 allein der Niederschlag, der die
Pegel über die Ufer hob (Pegelhöchststand: 2,55 m).
Bei strahlendem Sonnenschein umgab am Folgetag eine 12 cm hohe Schneedecke die
Überschwemmungsgebiete, die bei mäßigem Frost allmählich zufroren.