Hinter der Luftmassengrenze einer Kaltfront gelangt ein feststehender Beobachter in den "hinteren" Bereich des Schlechtwettersystems, der sogenannten Rückseite. Dieses Gebiet zeichnet sich durch kühlere, klare Luft mit einer niedrigen relativen Luftfeuchtigkeit aus. Da die Luft absinkt, reißt die Wolkendecke auf und
die Sonne scheint zunächst von einem stahlblauen Himmel. Je nach Tages- und Jahreszeit entwickelt sich die Situation in den dauerauffolgenden Stunden recht unterschiedlich. Steht die Sonne niedriger als etwa 30°, bilden sich einige mehr oder weniger große Wolken, teilweise bleibt es auch heiter. Bei höherem Sonnenstand erwärmt sich die Luft bodennah. Durch die unterschiedliche Erwärmung (bebaute Flächen erwärmen sich schneller als etwa die Luft über Wäldern) sind einige Luftpakete wärmer als die Bereiche um sie.
Eine solche Warmluftblase beginnt nun wie ein Heißluftballon aufzusteigen. Dabei kühlt sie um etwa 0,6 bis 1 Grad pro 100 Meter ab. Da die Luftmassen auf der Rückseite eines Tiefs hochreichend kalt sind und die Temperatur pro 100 Höhenmeter etwa um 1 Grad abnimmt, wird der Aufstieg der Warmluftblase durch
nichts gebremst.
Wolkenbildung
Ist die horizontale Schichtung der Luft sehr labil, nimmt die Temperatur mit der Höhe schneller ab, als die Luft der Thermikblase beim Aufsteigen, die dann in ihrem Auftrieb noch beschleunigt wird, da die Temperaturdifferenz immer größer wird. Immer weiter steigt der "Ballon" auf und kühlt sich ab, bis die in ihm enthaltene Feuchtigkeit zu kondensieren beginnt und die gesamte Energie, die vorher zum Verdunsten des Wasser benötigt wurde, wieder freisetzt. Damit wird der Temperaturunterschied nochmals verschärf; wie eine zweistufige Rakete bekommt das Luftpaket nun neue Energie zum aufsteigen, eine Cumuluswolke entsteht. Je nach Feuchtigkeit und Ausgangstemperatur entstehen riesige Wolkentürme (Cumulus congestus), die durch mangelhaften Wärmenachschub (bei einer Entwicklung zu
fortgeschrittener Tages- oder Jahreszeit) wieder zusammenfallen, auszuregnen beginnen (Cumulonimbus) oder sich zu Gewittern weiterentwickeln, die Hagel und Starkregen hinterlassen.
Schauerwolken über Göttingen:
Im Folgenden zwei Bildbeispiele der beschriebenen "mittleren Version" vom 22. September 2002. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit
entwickelten sich kräftige Schauer, da der Frontdurchgang idealerweise morgens stattfand und der wolkenarme Rückseitenbereich in den Tageshöchststand der Sonneneinstrahlung fiel.