schriftzug

9. April 2003: Spätwinter

Spätwinter in Europa:

Seit Monatsbeginn sanken in Göttingen die Temperaturen nahezu kontinuierlich ab. Zwischen einem Höhenkeil, der von Spanien über Frankreich bis zum Nordmeer reichte und einem umfangreichen Höhentief über Polen, floss hochreichend kalte Luft arktischen Ursprungs auf direktem Weg und mit hoher Geschwindigkeit zu uns. Der Radiosondenaufstieg über
850-hPa Temperatur über Mitteleuropa
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
Lindenberg (Nähe Berlin) zeigte am 8. April um 06 Uhr (UTC) eine 850-hPa-Temperatur von -13,3°C. Auch am Boden ging die Temperatur in der vergangenen Nacht auf für die Jahreszeit außergewöhnlich niedrige Werte zurück. Vielerorts, besonders in Westen Deutschlands, wurden bisherige Rekordwerte deutlich unterschritten: Beispielsweise sank die Temperatur in Düsseldorf auf -6,3°C.
In Fassberg (Lüneburger Heide) sank bodennah die Temperatur bis auf -11°C ab. An der bulgarischen Schwarzmeerküste lag am 8. April eine bis zu 7 cm hohe Schneedecke. In der folgenden, teilweise wieder klaren Nacht sank die Temperatur in Deutschland in der arktischen Luftmasse erneut auf für diese Jahreszeit extrem niedrige Werte. Fassberg meldete mit -10,3°C wieder den tiefsten Wert, aber auch beispielsweise in Erfurt war es mit -9,0°C ausgesprochen kalt.
Im Laufe der Nacht zum Mittwoch (09.04.) setzte nach Berichten des Instituts für Meteorologie der FU Berlin mit dem westwärts ausgreifenden Tiefdruckwirbel auch in Polen anhaltend mäßiger, zum Teil auch starker Schneefall ein, nachdem bereits in Litauen 11 cm Schnee gefallen waren. Bis zum Morgen entstand daher in Polen verbreitet eine geschlossene Schneedecke, die in Warschau 14, Suwalki 15 und in Elblag im ehemaligen Ostpreußen sogar 22 cm hoch war. Mittags griffen die Schneefälle auch auf Vorpommern, Nordostbrandenburg und den Berliner Raum über. So meldete Kap Arkona auf Rügen heute (09.04.) um 14 Uhr eine Schneehöhe von 3 cm, Angermünde in der Uckermark bei mäßigem Schneefall eine Temperatur von -1°C und 1 cm Schnee.

Gefrorenes Göttingen:

Auch in Göttingen sanken die Temperaturen auf neue Extremwerte. Mit einer Tagesmitteltemperatur von -1,85°C war der gestrige Dienstag der kälteste Apriltag seit mindestens 1960. Gegen 6:40 Uhr (MESZ) zeigte das WSG-Thermometer in 8 Metern Höhe -6,4°C. Damit brachte der 8. April 2003 die niedrigste Temperatur in Göttingen seit ebenfalls mindestens 35 Jahren (bisheriges absolutes Minimum von 1996: -5,8°C). Die Station des Deutschen Wetterdienstes in Göttingen Stadt meldete sogar eine Temperatur von -7,5°C in 2 Metern Höhe. Zudem sank gegen 13 Uhr (MESZ) bei Temperaturen um 2°C die Luftfeuchtigkeit auf 27% relativ, was einem Taupunkt von -16°C entspricht. Dieser Taupunkt liegt nahe dem bisherigen Rekord vom vergangenen Januar und wird selbst im Hochwinter selten unterboten. Am Mittwoch Morgen gab es erneut Frost bis -6,1°C. Abends sorgte leichter Schneefall für etwas Schnee und glatte Straßen. Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur lag am 10. April bei -5,1 K!