Klimabericht für Göttingen
Lage:
Oberes Leinebergland zwischen westlichem Harzvorland und dem Weserbergland.
Koordinaten:
51° 38' nördliche Breite
Die standartisierte Angabe zur Position erfolgt in Längen- bzw. Breitengraden mit der Unterteilung Minuten und Sekunden.
Zur geografischen Orientierung wird die Erde in 360 Längengrade (180 östliche und 180 westliche) sowie 180 Breitengrade (90 nördliche und 90 südliche) eingeteilt:
Die Unterteilung erfolgt entweder in Minuten und Sekunden (51° 38′ 17″), mit Kommastelle (51,638°) oder in einer Kombination aus beidem (51° 38,28′
9° 52' östliche Länge
Höhe:
171 Meter über
n. N.Allgemeine Klimacharakteristik:
Winter mäßig kalt, Sommer
mäßig warm; ganzjährig regenreich.
Klimatyp:
Cfb
Die drei Buchstaben klassifizieren das Klima nach Zone, Typ und Untertyp:
- C = Warmgemäßigte Regenklimate, kältester Monat zwischen 18°C und -3°C, wärmster Monat > 10 °C, mit ganzjährigen Niederschlägen.
- f = immerfeucht, keine Trockenzeit
- b = warmer Sommer, wärmster Monat unter 22°C, mehr als 4 Monate, die wärmer als 10 °C sind.
Temperatur:
- Jahresdurchschnittstemperatur: 8,7°C
- Jahresamplitude der Mitteltemperatur: 16,8 K
- höchste Monatsmitteltemperatur: 17,1°C (Juli)
- niedrigste Monatsmitteltemperatur: 0,3°C (Januar)
- höchster mittlerer Tageswert: 22,5°C (August)
- niedrigster mittlerer Tageswert: -2,2°C (Januar)
- Jahreamplitude der mittleren Maximum / Minimum-Temperaturwerte: 24,7 K
- absolutes Maximum: 36,9°C (9.08.2003)
- absolutes Minimum: -28,0°C (16.02.1956)
- Jahresamplitude der absoluten Maximum / Minimum-Temperaturwerte: 64,9 K
- höchste mittlere Tagesschwankung: 10,8 K (August)
- geringste mittlere Tagesschwankung: 4,6 K (Dezember)
- heiße Tage: 5
- Sommertage: 32
- Frosttage: 74
- Eistage: 20
Göttingen liegt im Übergangsbereich von maritimem und kontinentalem Klima der gemäßigten Breiten. Die Jahrsamplitude liegt bei 17,4
K und nimmt etwa einen Mittelwert innerhalb Europas (
Moskau: 27,5
K;
Vestmannaeyjar / Island: 8,3
K) ein. Die Amplitude der Absolutwerte ist stattlich, die Maximumtemperatur von 36,9
°C liegt über dem Niveau der Spitzenwerte von
Honolulu / Hawaii (34,4
°C) oder Colombo / Sri Lanka (36,0
°C), die Minimaltemperatur von -28.0
°C liegt unter den Extremwerten Islands (
Akureyri: -21,6
°C) oder der Golfstrom umspülten Küstengebiete Skandinaviens.
Göttingens Mitteltemperatur liegt im Januar nur knapp über dem Gefrierpunkt. Zum Vergleich: Deutschlands wärmste Großstadt ist
Köln (2,4
°C), die kälteste
Regensburg (-2,4
°C); der gut 50
km entfernte Brocken erreicht -4,4
°C im Januar. Die mildesten Wintertemperaturen Europas genießen übrigens die Portugiesen (
Lissabon: 10,4
°C), die kälteste Metropole zur gleichen Jahreszeit auf dem Kontinent ist
Moskau (-10,3
°C).
Kalendarische Klimadaten:
- Mittleres Datum für den Frühlingseinzug (Beginn der Apfelblüte): 7. Mai
- Mittleres Datum des ersten Frostes: 27. Oktober
- Mittleres Datum des letzten Frostes: 16. April
- Mittlere Zeitdauer zwischen erstem und letztem Frost: 171 Tage
- Mittlere frostfreie Zeit: 194 Tage
- Mittleres Datum des ersten Schneefalls: 13. November
- Mittleres Datum des letzten Schneefalls: 12. April
- Mittlere schneefallfreie Zeit: 215 Tage
- Mittlerer Beginn der Vegetationszeit: 20. Februar
- Mittleres Ende der Vegetationszeit: 5. Dezember
- Mittlere Vegetationszeit: 288 Tage
- Mittlerer Beginn der Heizperiode (Tagesmitteltemperatur >12°C): 23. September
- Mittlerer Ende der Heizperiode (Tagesmitteltemperatur <12°C): 11. Mai
Die kalendarischen Klimadaten von Schnee, Frost, Vegetations- und Heizperiode bieten gute Orientierungsgrößen zur Beurteilung der
belebten Umwelt innerhalb der höheren Breitengrade.
Der Frühling schwappt nicht von Süd nach Nord über Europa, sondern genauer von Südwest nach Nordost und braucht für die gesamte Strecke
über den Kontinent etwa 90 Tage. Sevilla und Lissabon erblühen als erste größere Städte etwa ab Mitte März. In Paris und London brechen die Knospen der Apfelbäume im Schnitt zwischen dem 20. und 30. April auf, in Berlin und Warschau etwa am 10. Mai. In Kopenhagen und Riga muss man sich bis
zum letzten Maidrittel gedulden und in Stockholm und Helsinki wartet man bis Anfang Juni.
Ähnliche Unterschiede allein innerhalb Europas gibt es bei den Ereignistagen für Frost und Schnee. Selbst innerhalb Deutschlands sind die Unterschiede bei der Anzahl frostfreier Tage enorm: Auch hierzulande gibt es ein Südwest-Nordost Gefälle. Die Nähe zum Meer und die Höhe über ihm sind
aber die entscheidenden Faktoren. So verbucht Helgoland im Mittel 246 Tage in Folge, an denen der Gefrierpunkt nicht unterschritten wird, Berlin 184, Erfurt 161, Oberstdorf 154 und der Brocken 109 Tage.
Vegetation beginnt ab einer Temperatur von mehr als 5
°C und frostfreiem Boden. Die Waldgrenze der alpinen und borealen Gebiete wird von einer Vegetationszeit von unter 100 Tagen definiert. Der Brocken (1.142 m) stößt beinahe an diese Grenze, am Alpennordrand sind diese Bedingungen auf einer Höhe von 1.700-1.900 Höhenmeter anzutreffen, südlich des Hauptkamms steigt die Grenze sogar auf 2.300-2.400 Meter an.
Weitere Infos auf der Seite
Phänologische Jahreszeiten in Göttingen
Niederschlag:
- Niederschlagssumme: 644,9 mm
- regenärmster Monat: 39,1 mm (Februar)
- regenreichster Monat: 81,3 mm (Juni)
- Tage mit >1 mm Niederschlag: 121
- Tage mit >10 mm Niederschlag: 16
- Tage mit Gewitter: 27
- Tage mit Starkregen: 30
Im Deutschlandvergleich fällt in Göttingen relativ wenig Niederschlag. Der "Dürrestreifen" des Magdeburger Landes und des Brandenburgischen (<600
mm) liegt nicht weit entfernt. Selbst im kontinentalen Moskau ist es mit 691 Litern Regen auf dem Quadratmeter feuchter, das mediterrane Neapel verbucht sogar über 1000
mm Jahresniederschlag. An den Leeseiten der Gebirge sowie im Nordwesten
fallen hingegen hierzulande die meisten Niederschläge; so regnet es in München 967
mm, in Essen 933
mm und auf dem Brocken gar 1766
mm. Göttingens 644
mm fallen an etwa 121 Tagen recht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Die Schwankungsbreiten von Monat zu Monat sind gering, die meisten Regentage verbucht der Dezember (12), die wenigsten der Oktober (8), an allen übrigen Monaten gibt es zwischen 9 und 11 Regentage.
An etwa 27 Tagen im Jahr ist in Göttingen mindestens einmal Donner zu hören, die Voraussetzung für einen Gewittertag. Während es also übers Jahr verteilt etwa zweimal pro Monat gewittert, geschieht das in Bogor auf Java (Indonesien) fast täglich. Dort liegt die mittlere jährliche Anzahl der Gewittertage
bei 322.
Etwa ebenso oft, durchschnittlich 30 mal im Jahr, steigt die Regenintensität auf einen Wert von mehr als 10
mm/h. Zum Vergleich: Sprühregen liefert etwa 0,1
mm/h, ein lang anhaltender "Landregen" etwa 1-2
mm/h, ein "normaler" Schauer etwa 8-10
mm/h, ein Gewitterguss ca. 10-20
mm/h und ein seltener, heftiger Wolkenbruch 50-100
l/h, letzterer allerdings meist nur für wenige Sekunden bis Minuten. In Füssen gab es am 25.05.1920 126
mm Regen in acht Minuten, das entspricht einer Intensität von 15,1
mm/min oder über 900
mm/h.
Solche Regenfälle sind reine Katastrophen und Jahrhundertereignisse, die ohne Einwirkung von Hochgebirgen nicht möglich sind.
Luftfeuchtigkeit (relativ):
- höchste mittlere Luftfeuchtigkeit: 84 % (Dezember)
- mittlere
jährliche Luftfeuchtigkeit: 77,3 %
- niedrigste
mittlere Luftfeuchtigkeit: 70 % (Mai)
- höchster Dampfdruck: 14,2 (Juli)
- mittlerer Dampfdruck: 9,4 hPa
- niedrigster Dampfdruck: 5,5 hPa (jeweils Januar / Februar)
Luftdruck:
- höchster mittlerer Luftdruck: 1017,5 hPa (Oktober)
- mittlerer Luftdruck: 1015,9 hPa
- niedrigster mittlerer Luftdruck: 1014,7 hPa (April)
- höchster absoluter Luftdruck: 1057 hPa
- niedrigster absoluter Luftdruck: 968 hPa
Sonne:
- astronomisch mögliche Sonnenscheindauer: 4.464 h
- jährliche Sonnenscheindauer: 1.422 h (entspricht 29,8 % der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer).
- durchschnittlich niedrigste tägliche Sonnenscheindauer: 1 Stunde 7 Minuten (Dezember)
- durchschnittlich höchste tägliche Sonnenscheindauer: 6 Stunden 9 Minuten (Mai)
- stärkste mittlere Bewölkung: 86 % (Dezember)
- mittlere Bewölkung: 70,2 %
- geringste mittlere Bewölkung: 59,8 % (August)
- heitere Tage (<20 % mittlere Bewölkung): 30
- trübe Tage (ohne Sonnenschein): 76
Göttingen weist im Deutschlandvergleich eine der niedrigsten Werte der mittleren Jahresstrahlung auf. Deutschlands Küstensaum an Nord- und Ostsee sowie Süddeutschland kommen im Mittel auf über 1.700 Sonnenstunden im Jahr (Kempten: 1.721
h, Arkona: 1.806
h), nur wenige Städte unterbieten die heimische Vorgabe (Braunlage: 1.263
h, Bad Hersfeld: 1.385
h).
Die durchschnittliche tägliche Bewölkung liegt bei gut 70
%. An der Tageslänge liegt das übrigens nicht, denn auf jedem Punkt der Erde wird eine Jahressumme der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer von genau 4.461 Stunden erreicht. Über das Jahr verteilt gibt es bei uns etwa 75 Tage, an denen sich die Sonne überhaupt nicht zeigt. Davon fallen alleine 46 auf die 4 Monate November bis Februar.
Während des Dezembers scheint in Göttingen die Sonne im Durchschnitt 34,5 Stunden. Schlechter schneiden noch Warschau und Moskau mit nur je 20 Stunden ab (Lissabon: 157
h; Athen: 140
h; Rom: 113
h). Die auf den ersten Blick recht ordentliche Juni-Bilanz (186
h) wird aber bei weitem von Deutschlands Spitzenreiter Fehmarn (265 h) übertrumpft. Im Mai 1959 schien dort die Sonne sogar 355 Stunden lang, also im Durchschnitt knapp 11 Stunden und 30 Minuten täglich!
Wind:
- Durchschnittliche jährliche Anzahl der Starkwindtage: 69
- Anzahl der Sturmtage pro Jahr: 15
- Anzahl der Tage mit Orkanböen pro Jahr: <1
An etwa 67 Tagen im Jahr bleiben die stärksten Luftbewegungen eines Jahres unter dem Wert von 20
km/h. Fast genauso oft, nämlich 69 mal im Jahr, gibt es jedoch Böen von mehr als 50
km/h, die Voraussetzung für einen Starkwindtag. Um einen Sturmtag zu zählen, muss der Wind mit mindestens 74
km/h über Göttingen wehen. Nicht mal einmal pro Jahr übersteigt der Wind sogar die Marke von 115
km/h (wenigstens für den Zeitraum einer Spitzenböe). Immerhin tritt ein solches Ereignis aber im Schnitt in 2 von 3 Jahren auf.