schriftzug

30. April 2007: Omegawetterlage

Lage:

Maikäfer am 25. April
Andreas Vohl / WSG
Derzeit herrscht bei uns eine ungewöhnliche Wetterlage: Zwischen zwei Tiefdrucksystemen über dem Nordatlantik und Osteuropa hat sich ein stabiles Hoch über Mitteleuropa etabliert. Um dieses Hoch herum bewegt sich die Luft in der Höhenströmung in Form eines riesigen Omegas, was der größräumigen Luftdruckverteilung den Namen "Omegawetterlage" einbrachte. Die Tiefdruckgebiete, die weiterhin von West nach Ost ziehen, weichen dabei sowohl in einem Ast nach Norden als auch in einen nach Süden aus. Während es bei uns sonnig und warm ist, ziehen Wolken und Regen über die Biskaya nach Spanien und Portugal, ja sogar bis nach Nordafrika. Diese komplexe Strömungssituation stabilisiert sich selbst und bescherte uns mit nur geingen Unterbrechungen sonniges, warmes und trockenes Wetter über den gesamten April. Sehr anschaulich ist das Strömungsmuster in der Momentaufnahme der europäischen Niederschlagsverteilung vom 30. April zu sehen.

Temperatur:

Mehrfach gab es in Deutschland die höchsten Tagesmaxima innerhalb Europas, lagen doch zeitweise die Temperaturwerte im 850 hPa-Niveau bei 10-15°C. Unter diesen Umständen gäbe es bei hochsommerlichem Sonnenstand am Boden Temperaturen von über 30°C. Im April reichte es immerhin dafür, an einigen Stationen Deutschlands die 25°C-Marke und damit einen
Kirschallee
Andreas Vohl / WSG
offiziellen Sommertag messen zu können.

Da wir uns bereits an die überdurchschnittlichen Temperaturen der letzten Monate gewöhnt haben, sei daran erinnert, dass die durchschnittlichen Tageshöchstwerte in Göttingen für Mitte April bei 12,9°C liegen. Am 14. und 15. April 2001 lagen die Höchstwerte bei +5°C, nachts bei -5°C. Am 8. April 2003 sank das Thermometer nachts auf -6,4°C und der Höchstwert erreichte 2,7°C. An den Folgetagen schneite es sogar.

In diesem Jahr lag die mittlere Tageshöchsttemperatur an der WSG bei 18°C; normal ist 12,9°C. An 23 Tagen übertraf die Tagesmitteltemperatur den langjährigen Referenzwert von 8°C, an 8 Tagen stieg das Tagesmittel sogar über das Niveau eines durchschnittlichen Junitages!

Trockenheit

Längere trockene Phasen sind im Frühjahr bei uns nicht ausgeschlossen. So gab es bereits 2002 einen sehr trockenen April (s. Sonderseite ungewöhnliche Trockenheit). In diesem Jahr beendete der 22. März mit 18 mm Niederschlag einen sehr feuchten Winter. Die gesättigten Böden waren eine gute Grundlage, die deutschlandweite Trockenheit abzumildern. Während mehrjährige Pflanzen im Allgemeinen keine Schäden aufweisen, sind landwirtschaftliche Einbußen stark von der Bodenbeschaffenheit abhängig.
Nikolausberger Sender zur Rapsblüte
Andreas Vohl / WSG
Die Oberflächen sind allerdings nun überall stark ausgetrocknet, so dass flächendeckend inzwischen eine hohe und sehr hohe Waldbrandgefahr besteht. Hinzu kommt, dass die Austrocknung trotz der relativ kühlen Nächte sehr groß war, da die Sonnenscheindauer mit 284 Stunden extrem hoch und der mittlere Taupunkt mit 6°C relativ zur Mitteltemperatur sehr niedrig war. Rein rechnerisch verlor der Boden in einem einzigen Monat etwa 100 Liter Wasser pro m².

Fazit:

Jeder der Einzelwerte Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer weist im April beeindruckende Werte auf. Die Kombination macht den April in Deutschland jedoch einmalig mindestens innerhalb der letzten 100 Jahre.

Sollte der Mai wieder viel Feuchtigkeit bringen, kann die Natur mit der Trockenheit gut umgehen. Die vorangehenden 8 deutlich zu warmen Monate haben allerdings die Vegetationsperiode um wenigstens 6 Wochen verlängert. Ein sehr kalter Mai oder stärkerer Nachtfrost könnte der Natur einige Probleme bereiten.

Grafiken und Fotos:
Bilder dieser Seite: Pfeil externer LinkWetterstation Göttingen
Karten mit Regen-, Sonnenschein und Temperaturbilanz: Pfeil externer Linkhttp://freenet-homepage.de/frosch61.de/MonatsrueckblickHomepage.htm
Regenkarte, 850 hPa-Analyse: Pfeil externer LinkWetterzentrale

Waldbrandgefahr: Pfeil externer LinkDeutscher Wetterdienst